Lieben und geliebt werden I

Relying on each otherZu wissen, welche die wahre Absicht ist, ist emmanent wichtig. Zwei verschiedene Grundabsichten (Motive) sind dabei zu nennen:

  1. Ist es für Sie wichtig, dass Sie geliebt werden? ...oder
  2. Steht bei Ihnen an erster Stelle, eine liebende Person (sich selbst und andere) zu sein?

Zumeist bewegt uns die eine oder andere Absicht, die jeweils im Vordergrund unserer Handlungen steht - sogar handlungsbestimmend sein kann.

Geliebt werden

Die allermeisten Menschen gehen Beziehungen ein, um geliebt zu werden, statt zu lieben. Ein Großteil dieser Menschen haben als Kinder zuwenig Liebe und Zuwendung von ihren Eltern erfahren. Ihre Eltern waren keine Vorbilder, was andere zu lieben angeht. Folglich spüren sie, bewusst oder unbewust, eine Art 'Liebes- bzw. Zuwendungsdefizit, und glauben, Zuwendung und Liebe zu erfahren sei geeignet, sich wohler in ihrer Haut zu fühlen.

Sie beschäftigen sich viel damit, jemanden zu finden, der/die ihnen das Gefühl von Wertschätzung entgegenbringt, statt sich auf die Selbst-Besinnung der eigenen Person und sich selbst wert zu schätzen. Weil es ihnen an Selbstwertgefühl fehlt, denken sie, die einzige Möglichkeit liebenswürdig zu sein sei es, von einer geschätzten Person geliebt zu werden.

Ein 'Haken' dabei ist jedoch, dass der PartnerIn, den sie finden, aus dem gleichen Grunde sucht. Auch dem Partner fehlt es an Selbstwertgefühl, einhergehend mit einer narzisistischen Verletzungsgeschichte. Auf dieser Ebene der Verletzungen (in der Eigenliebe, Selbstwertschätzung, Narzisissmus) treffen sich dann solche (teils unbewusst) verletzten Menschen.

Anfangs begnügen sie sich damit, sich gegenseitig das zu geben, was der andere glaubt zu brauchen, um selbst geliebt zu werden. Nun kommt 'Kontrolle' ins Spiel. Da beide Partner die Beziehung eingegangen sind, um geliebt zu werden, wollen beide das 'geliebt werden' steuern.

Die üblichen, anfangs gut funktionierenden Steuerungsmechanismen, wie schenken, sich selbst auf- bzw. hingeben, Komplimente geben, Autoritätsgehabe bis hin zum Spiel der 'moralischen Beurteilungsinstanz', forderndes und wütendes Verhalten, versagen allmählich ihre Dienste. Den Partnern beschleicht das Gefühl, sich für den Falschen entschieden zu haben, und in der Folge, sich anderweitig nach einem Partner umzusehen. Alternativ dazu versucht man, noch enger zu steuern - mit Mitteln wie: überzeugen, erklären, diskutieren, streiten und sich aussprechen.

Diese Entwicklungen beeinflussen die Grundeinstellungen nur unzulänglich, und wenn, dann nur allzu langsam. So lange das eigene Selbstwertgefühl nicht gestiegen ist, wird man ständig enttäuscht sein und sich ungeliebt fühlen.

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Als Anmerkung zum Thema aus anderen Perspektiven diene ein Zitat aus Paul Coelhos 'Unterwegs':

'Häufig ist es einfacher zu lieben als geliebt zu werden.
Wir haben Mühe, von anderen Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Daß wir unsere Unabhängigkeit immer so herausstellen, hält die anderen davon ab, uns ihre Liebe zu zeigen.
Viele Eltern wollen im Alter die Unterstützung und liebevolle Fürsorge von ihren Kindern nicht annehmen, wie sie sie ihnen gegeben haben, als sie klein waren. Viele Ehemänner (oder Ehefrauen) schämen sich, wenn ein Schicksalsschlag sie trifft und vom anderen abhängig macht.
Die Wasser der Liebe teilen sich deswegen beileibe nicht.
Wir müssen die Gesten der Liebe unseres Nächsten annehmen. Wir müssen zulassen, daß uns jemand hilft, uns unterstützt, uns Kraft zum Weitermachen gibt.
Wenn wir diese Liebe reinen Herzens und demütig annehmen, werden wir begreifen, daß Liebe nicht Geben oder Nehmen, sondern Teilnahme bedeutet. '

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